Veranstaltungen im Schuljahr 2019/2020

Im Schuljahr 2019/2020 standen der Schulversuch „Werte und Demokratie“ und dazu ergänzend das deutsche Grundgesetz als Thematik im Vordergrund.

Nach einem furiosem Auftakt wurde im März 2020 unsere Veranstaltungsreihe vom Coronavirus und der damit verbundenen Schulschließung ausgebremst. Wann wieder Veranstaltungen mit Beteiligung der Öffentlichkeit an unserer Schule möglich sind, kann zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Textes leider nicht abgesehen werden, wodurch ebenfalls unsere 150-Jahresfeier in Mitleidenschaft gerät.

Zeitzeuge Thomas Lukow: Das Mauersystem zwischen Deutschland und Berlin

Zum 30-jährigen Jubiläum der Maueröffnung besuchte die Europa-Berufsschule der Zeitzeuge Thomas Lukow. Er schilderte uns, wie und warum die Ost- und Westdeutschland trennende Mauer entstand. Vor allem ging der Zeitzeuge auf die Unmenschlichkeit dieser Grenzanlage und des dahinterstehenden kommunistischen Systems ein, das sehr vielen Flüchtlingen das Leben kostete.

Besonders bewegend waren die persönlichen Schilderungen Lukows, der sich knapp 2 Jahre in Haft wegen des Verdachts auf Republikflucht befand. Sehr anschaulich beschrieb er dabei die Isolationshaft, die er erdulden musste. Diese authentischen Veranschaulichungen fesselten die Schüler. Nicht zuletzt erklärte er ihnen abschließend den Zusammenbruch des DDR-Systems und die Maueröffnung.

Ausstellungseröffnung „Von der Friedlichen Revolution zur deutschen Einheit“

Am Jahresanfang griffen wir erneut mit einer Ausstellung den Zusammenbruch des Unrechtsregimes der ehemaligen DDR auf. Diese erinnerte an den Protest gegen die Fälschung der DDR-Kommunalwahlen im Mai 1989, an die Fluchtbewegung im Sommer und die Massenproteste im Herbst 1989, die die SED-Diktatur in die Knie zwangen. Sie berichtete von der Selbstdemokratisierung der DDR, der deutsch-deutschen Solidarität und den außenpolitischen Weichenstellungen bis zur Wiedererlangung der Deutschen Einheit.

Im ersten Vortrag anlässlich der Ausstellungseröffnung vom Hausherren und Schulleiter, Josef Weilhammer, betonte dieser die Bedeutung der Thematik, unter anderem im Sozialkundeunterricht. Die Vorgänge zeigen, das Demokratie erkämpft werden muss, wie die Bürger der DDR dies in einer friedlichen Revolution umsetzten und so weltweit für Aufmerksamkeit sorgten.

Der FDP-Landtagsabgeordnete Skutella, der die Ausstellung vermittelte, hob hervor, dass die Ausstellung perfekt zur Schule mit ihrer europäischen Ausrichtung passt. Unser gemeinsames Europa muss gleichfalls immer wieder erarbeitet und verteidigt werden. Dies gelingt vor allem, wenn die Bürger ihre gemeinsamen Werte erkennen.

Der Weidener Bürgermeister und Bezirkstagsvizepräsiden Lothar Höher schilderte in seiner Ansprache zunächst persönlich erlebte Schikanen an der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Bei Besuchen von Verwandten und Freunden im Ostteil Deutschlands musste man immer damit rechnen, dass einem das Auto demontiert wurde. Die friedliche Revolution dient der nachwachsenden Generation als Vorbild, sie war eine Zeit des Aufbruchs, die ihn mit Stolz erfüllt. In der Politik existieren oft keine einfachen Lösungen, es gilt die Demokratie zu verteidigen und mit Kompromissen die Interessen aller zu wahren.

In die Ausstellung führte Reinhold Balk ein, der damals als Polizeioberkommissar Leiter der Weidener Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge aus der DDR war. Seine Ausführungen begann er mit einem Zitat Helmut Kohls: „Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht gestalten“. Der nun pensionierte Polizist rief in Erinnerung, dass Europa durch den Eisernen Vorhang getrennt war, alleine in Deutschland bestanden ca. 1400 km innerdeutsche Grenzanlagen. In Bayern gab es 5 Straßen und 2 Eisenbahnlinien, die in die Warschauer-Pakt-Staaten führten. Das totalitäre System, dem unsere Grundrechte wie Freiheit und Gewaltenteilung fremd war, setzte auf totale Machtausübung, die bis tief in die Freizeit der Bürger reichte. Damals war die Wiedervereinigung oder gar ein gemeinsames Europa unvorstellbar, das es heute zu verteidigen gilt.

Schüler betrachten Plakate der Ausstellung
MdL Skutella betont den Kontrast unserer europäischen Werte im Vergleich zum DDR-Unrechtsregime
Bürgermeister Höher, angetan von der friedlichen Revolution der DDR-Bürger
Schulleiter Weilhammer bedankt sich beim Referenten Balk

DGB-Berufsschultour an der Europa-Berufsschule

Die DGB-Jugendsekretäre rund um Andrea Huber besuchten auch in diesem Schuljahr unser Schulzentrum. Neben dem Informationsstand in unserem Eingangsfoyer informierten die DGBler unsere Schüler in 17 Klassen über Fragen des Arbeitsrechts. Reger Zulauf am Stand und interessierte Nachfragen zeugten davon, dass sie dabei Fragestellungen ansprachen, die manchen Azubi beschäftigen.

150-Jahresfeier der Berufsschule Weiden

Auch der Fachbereich Sozialkunde will einen Beitrag zu den Feierlichkeiten leisten, die wohl nun auf einen Termin im Herbst verschoben sind. Unter der Thematik

„Eine Zeitreise in die Jahre rund um 1870 – Von der Reichsgründung, dem Kaiser, Gründerzeit und Gründerkrach, Jeans dem unfehlbaren Papst und vielem mehr“

forderten wir die Schüler der 11. Klasse der Industriekaufleute in Sozialkunde auf, einen kurzen Text bzw. eine Präsentation zu erstellen, die die Situation in den Gründerjahren unserer Berufsschule beleuchten. Dabei schließt sich der Kreis zu Werte-BS, denn der Kontrast der Werte während der Kaiserzeit im Vergleich zu unserer freiheitlich demokratischen Grundordnung, eingebunden in eine Europäische Union mit dem Wertekanon des Lissaboner Vertrags, der Charta der Grundrecht, könnte kaum größer sein.

Verzahnung Modellversuch Werte-BS – neuer Fachlehrplan „Politik und Gesellschaft“


Am 09. März 2020 fand am Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus in München ein Arbeitstreffen statt, an welchem Frau Stefanie Hösl als Vertreterin der Modellschule teilnahm. Schwerpunkt des Arbeitstreffens war die Multiplikation des neuen Fachlehrplans „Politik und Gesellschaft“ und die konkreten Aufgaben der Modellschule in diesem Zusammenhang.

Im Rahmen der Einführung des neuen Fachlehrplans „Politik und Gesellschaft“ findet aufgrund der gemeinsamen Zielsetzung zwischen dem neuen Lehrplan und dem Modellversuch Werte-BS eine enge Verzahnung statt, um Synergien zu schaffen. In diesem Zusammenhang erstellen die Modellschulen Unterstützungsmaterialien. Zunächst werden in einem ersten Schritt die Unterrichtsbeispiele für die zehnte Jahrgangsstufe entsprechend dem neuen Fachlehrplan erarbeitet. Grundlage sind hierfür Best-Practice-Beispiele und innovative Ideen zur Umsetzung von Wertebildung und Demokratieerziehung. Als Best-Practice-Beispiele zählen erfahrbare und erlebbare Formate, fächerübergreifendes Unterrichten, Einbinden von Ausbildungsbetrieben und anderen externen Partnern. Diese Ergebnisse ergänzen das Unterstützungsangebot durch das ISB.  

Durch das Berufliche Schulzentrum wurden im Rahmen der Modellschule folgende Unterstützungsmaterialien eingereicht, die von StRin Stefanie Hösl erstellt wurden:

 

  • Unterrichtsentwurf zum Themengebiet 10.1.3 „Tarifliche Regelungen und ihr Zustandekommen“ (entwickelt und eingereicht durch Stefanie Hösl)
  • Unterrichtsentwurf zum Themenbereich 5 „Soziale Beziehungen - Sozialisationsfaktoren“ (entwickelt und eingereicht durch Stefanie Hösl)
  • Unterrichtsentwurf zum Themengebiet 10.3.2 „Individualversicherungen“ (entwickelt und eingereicht durch Stefanie Hösl)
  • Unterrichtsentwurf zum Themengebiet 10.4.3 „Straf- und Zivilrecht, Besonderheiten des Jugendstrafrechts“ (entwickelt und eingereicht durch Stefanie Hösl)
  • Eine Übersicht zur Umsetzung des Präventionsprojekts „Pack ma´s“ am Beruflichen Schulzentrum Weiden und dessen mögliche Einbindung in den neuen Fachlehrplan „Politik und Gesellschaft“ (entwickelt und eingereicht durch Stefanie Hösl)
  • Eine Übersicht zur Umsetzung der Einbindung externer Partner und der Durchführung erfahrbarer und erlebbarer Formate am Beruflichen Schulzentrum Weiden

Im Hinblick auf die Wertegebundenheit des sozialkundlichen Wirkens schätze ich den neuen Fachlehrplan „Politik und Gesellschaft“ als sehr wichtig ein.

StRin Stefanie Hösl

Werte des Modellversuchs und des neuen Sozialkundelehrplans
StRin Stefanie Hösl, Text, erstellte Unterrichtsmaterialien

Diese wertvollen Erkenntnisse des Schulversuchs werden uns bei der Einführung des neuen Lehrplans die nächsten drei Jahre unterstützen und begleiten. Bereits im nächsten Jahr erfolgt die Umstellung des Unterrichts der 10. Klassen auf die neuen Vorgaben.

Zusammenfassend kann ich nur mit dem Gedanken enden, dass aufgeschoben nicht aufgehoben ist, viele unserer geplanten Veranstaltungen dieses Schuljahres werden im neuen stattfinden. Ich hoffe, dass bis dahin der medizinische Fortschritt den Virus besiegt hat.

StD Manfred Patzelt
Fachbetreuer Politik und Gesellschaft