Zeitzeugengespräch mit dem KZ-Überlebenden Lesek Zukowski

Eindrucksvoll schilderte der Zeitzeuge Lesek Zukowski der WIN 11b, einer Fachklasse für werdende Industriekaufleute, seine Leidensgeschichte im KZ Flossenbürg und den Todesmarsch ins KZ Dachau. Zahlreiche Schülerfragen, kurze Videosequenzen und die nachdrücklichen Beschreibungen des Zeitzeugen vermittelten ein deprimierendes Bild des Schreckens eines Konzentrationslagers.

Am 19. April 2024 durften wir als Zeitzeugen Herrn Lesek Zukowski in der WIN 11 b, einer Fachklasse für werdende Industriekaufleute, begrüßen. Frau Markowicz übersetzte die Schilderungen des Zeitzeugen. Auf die Bemerkung der Schulleiterin, dass Zukuwski ungefähr im gleichen Alter war, als er verhaftet wurde und ins KZ Flossenbürg kam, wie die anwesenden Schüler, merkte dieser an, dass er als 15-jähriger im Widerstand war und verhaftet wurde, als ihm die Munition ausging. Lernen war in Polen der Kriegszeit nicht möglich.

Kurze Videosequenzen, die Interviews mit ihm zeigten, und seine eigenen Schilderungen demonstrierten uns seine Leidensgeschichte im Konzentrationslager. Eine Pritsche war mit 4 Personen überbelegt, die Häftlinge durften sich nicht waschen und waren von Läusen befallen. Einmal wurde die Kleider eingesammelt, die Häftling mussten von 20.00 – 3.00 Uhr nackt auf dem Appellplatz stehen, da die Desinfektion so lange dauerte. Als Schikane wurde dies an drei weiteren Tagen wiederholt, was ohne Nahrungsmittel und durch den Schlafentzug lebensgefährdend war.

Ein Schüler erkundigte sich nach weiteren Sanktionen im KZ. Flüchtlinge wurden zur Abschreckung an einem Galgen erhängt, der sich am Eingang des KZ befand. Auf der Flucht wurden Häftlinge von der Bevölkerung nicht unterstützt, da dies unter Strafe stand.
 

Am 20 April wurden 16.000 KZ-Häftlinge nach Dachau verlegt, dort kamen am 27.04. nur 1.200 Häftlinge an. Die Verpflegung am 1. Tag bestand aus einer Hand Getreide, am 2. Tag aus drei Kartoffeln und am 3. Tag aus einem halben Brot. Auf diesem Todesmarsch wurden zwar viele von amerikanischen und englischen Soldaten befreit, jedoch kamen etliche ums Leben. Entfernen von der Kolonne bedeutete Flucht. Häftlinge, die nicht mehr konnten, wurden ebenfalls erschossen. Die Frage, welche Gedanken ihn während des Marsches beschäftigten, beantwortete er mit extremen Hunger. Die Häftlinge kannten sich untereinander nicht, zudem belastete sie eine bohrende Ungewissheit, da das Ziel unbekannt war. Zukowski wog bei der Befreiung 26 kg und hatte Typhus.

Ein Schüler fragte nach der Befreiung vom KZ Dachau. Zukowski erklärte ihm, dass er nach der Befreiung entkräftet ohnmächtig war.

Ein weiterer Schüler erkundigte sich nach der Verarbeitung dieses extrem belastenden Leidens. Aus Angst, als Betrüger und Lügner bezeichnet zu werden, sprach Zukowski erst Anfang der 2000er Jahre über seine Leidensgeschichte.

Leszek Zukowski blieb zunächst in Deutschland und besucht die Polnische Technische Hochschule in Esslingen. Als er im Sommer 1947 nach Polen zurückkehrt, studiert er in Warschau an der Hochschule für Landwirtschaft. Von 1987 bis 2003 amtiert er als Dekan an der Fakultät für Holztechnologie.