Zero Waste? – Die EU im Kampf gegen den Plastikmüll

Das Berufliche Schulzentrum Weiden führte das Planspiel des Europäischen Parlaments "Zero Waste? - Die EU im Kampf gegen den Plastikmüll!“ durch.

„Zero Waste? – Die EU im Kampf gegen den Plastikmüll“
Planspiel des Europäischen Parlaments

In der EU werden etwa 25 Millionen Tonnen Plastikmüll Jahr für Jahr produziert. Mehr als die Hälfte davon stammt von Verpackungen. Dieser wird oft verbrannt, vergraben oder exportiert und schadet der Umwelt. Nur ein kleiner Anteil wird wiederverwendet und umweltfreundlich entsorgt. Dieses Problem hat das Berufliche Schulzentrum Weiden zum Anlass genommen, ein Planspiel des Europäischen Parlaments zum Thema „Zero Waste? – Die EU im Kampf gegen den Plastikmüll“ durchzuführen. Die Teilnahme an diesem Planspiel war möglich, da das Berufliche Schulzentrum Weiden seit Oktober 2019 Botschafterschule für das Europäische Parlament ist. Geplant und organisiert wurde dieses Planspiel durch die Umweltschutzbeauftragte Stefanie Hösl und durch den Seniorbotschafter Georg Haydn. Vor Ort wurde das Planspiel durch Tim Bader und Alexander Kuschel von der Agentur Planpolitik durchgeführt. An diesem Planspiel haben neben der Klasse WBM 11c des Ausbildungsberufes Kaufmann/- frau für Büromanagement einige Juniorbotschafter der Fremdsprachenschule teilgenommen.

Das Planspielszenario thematisiert den Umgang mit Kunststoffabfällen. Das Planspiel orientiert sich dabei in groben Zügen an der „Europäischen Strategie für Kunststoffe in der Kreislaufwirtschaft“, in der die Europäische Kommission das Ziel formuliert, dass in der EU bis 2030 alle in Verkehr gebrachten Kunststoffverpackungen wiederverwendet oder kosteneffizient recycelt werden können. Dadurch soll u. a. verhindert werden, dass Kunststoffe in die Meere geraten oder in Form von Mikroplastik das Grundwasser belasten. Das Planspiel hat einzelne Punkte der Strategie in vereinfachter und für Schüler*innen verständlicher Art und Weise aufgegriffen.

Kern des Planspiels war der Vorschlag für eine „Verordnung über die Vermeidung, Wiederverwertung und den Export von Kunststoffabfällen in der EU“. Der fiktive Verordnungsvorschlag ist gegenüber der Realität stark vereinfacht und umfasst drei Streitpunkte:
1)    ein Verbot von Plastikverpackungen für Obst und Gemüse,
2)    eine verpflichtende Recyclingquote für Plastikabfälle, sowie
3)    die Beschränkung des Exports von Plastikabfällen in Drittländer.
Für jeden Artikel gab es drei denkbare Optionen und die Möglichkeit, im Rahmen der Planspielverhandlungen zu weiterführenden Kompromissen zu kommen.

Die Referenten Tim Bader und Alexander Kuschel haben den Vormittag sehr kurzweilig für die Schüler*innen gestaltet. Nach einer kurzen Begrüßung und Einführung erfolgte mittels Storytelling ein Input zu der EU und ihren Institutionen. Danach wurden die Rollenprofile unter den Schülerinnen und Schülern verteilt. Diese übernahmen im Rahmen des Planspiels die Rollen von EU-Abgeordneten der sieben Fraktionen aus zehn Ländern.

Die „EU-Abgeordneten“ begannen nach einer kurzen Einlesezeit mit ihrer Arbeit in den Fraktionen und Ausschüssen. Simuliert wurden formelle und informelle Verhandlungen im Umweltausschuss (ENVI) und im Industrieausschuss (ITRE) des Europäischen Parlaments. Eingebettet war hier auch die Pressearbeit in Kombination mit dem Führen von Interviews. Nach einigen Diskussionen haben sich zunächst die „Abgeordneten“ in den Ausschüssen auf einen gemeinsamen Gesetzesentwurf einigen können. Anschließend wurde durch die Ausschussvorsitzenden ein Gesetzesentwurf im Plenum eröffnet und mittels eines Kompromisses ein gemeinsamer Gesetzesentwurf verabschiedet.

Nach der Spielphase wurden die Schüler*innen aus ihren Rollen herausgeführt, um eine Trennung zwischen Rolle und Person zu erreichen. Abschließend fand ein rückbetrachtender Lernprozess durch Reflexion, Diskussion und das Aufstellen von alternativen Lösungsmöglichkeiten statt. Insgesamt berichteten die Schüler*innen von einer großen Herausforderung, da sie durch ihren Rollentausch zum Teil Meinungen vertreten mussten, hinter denen sie privat nicht stehen. Zusammenfassend war der durchgängige Tenor, dass dieser komplexe Themenbereich sehr gut auf die Schüler*innen abgestimmt war, wodurch eine zielführende Bearbeitung möglich war. Zudem begrüßten die Lernenden die Einbettung von relativ fernen Unterrichtsinhalten in eine spannende Thematik. In einem spielerischen Kontext haben die Schüler*innen neben den fachlichen Inhalten zur EU und ihren Institutionen gelernt, dass Demokratie auch bedeutet, andere Meinungen zu tolerieren und zu akzeptieren und sich auf einen gemeinsamen Konsens zu einigen. Mithilfe des Perspektivwechsels in den Rollen wurde dieser Lernprozess zusätzlich intensiviert. Aufgrund der Ausrichtung des Planspiels wurde ebenfalls Bildung für nachhaltige Entwicklung angestrebt. Die Schüler*innen merkten an, dass sie sich „erschlagen“ vom Plastikmüll fühlen. Um späteren Folgen entgegenzuwirken sehen sie die Verantwortung in allen Personen, denn jeder kann einen Beitrag zum Umweltschutz leisten. Ein erster Schritt könnte sein, beim Einkauf auf plastikfreie Verpackung zu achten.

Stefanie Hösl