Veranstaltungen im Schuljahr 2024/2025

Fragen der Demokratie prägten vor allem das Schuljahr 2024/2025 in PuG. Auch im ausklingenden letzten Schuljahr setzten einige Klassen im Aktionstag für Demokratie und Vielfalt im Juni 2024 im Rahmen von „Ich steh auf – Schulen für Demokratie und Vielfalt“ ein Zeichen.

Verfassungsviertelstunde

Die besorgniserregende Zunahme von politisch extremistischen Tendenzen bewog wohl das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus, die Verfassungsviertelstunde ins Leben zu rufen. Dabei sollen regelmäßig Inhalte der Bayerischen Verfassung und des Grundgesetzes anhand von aktuellen Vorkommnissen in einer viertelstündigen Sequenz im Unterricht thematisiert werden. Dies nicht nur in PuG-Stunden, sondern in allen Unterrichtsfächern, um den Verfassungsauftrag und das Erziehungsziel „Politische Bildung“ sowie die dazugehörige Werteerziehung als Unterrichtsprinzip fächerübergreifend zu erfüllen.

Aktuelle politische Aufhänger gab es in diesem Schuljahr nun wahrlich genug, so etwa die Asyldiskussion, die Wahl des amerikanischen Präsidenten und dessen durchaus überraschende politischen Entscheidungen bis hin zur Vertrauensfrage des Bundeskanzlers, Neuwahlen und die anschließende Regierungsbildung, um nur einige Beispiele zu nennen. So beschäftigten sich die PuG-Lehrer in der Fachkonferenz neben der Verfassungsviertelstunde ebenfalls mit der Grundgesetzänderung, die nun die juristische Basis des Bundesverfassungsgerichts vom parlamentarisch leicht zu ändernden einfachen Gesetz in den Verfassungsrang erhebt. Nicht zuletzt diskutierten wir die Änderungen des Wahlrechts anlässlich der Bundestagswahl. Leider begleitete der Stadtjugendring bzw. das JUZ die Jugendwahl als simulierte Bundestagswahl für die Jugendlichen nicht in den Schulen Weidens, da die Ereignisse sehr kurzfristig auf uns zukamen und eine längere Vorbereitungszeit vonnöten gewesen wäre.

Verfassungsviertelstunde mit MdL Julian Preidl

MdL Julian Preidl von den Freien Wählern stellte sich im Rahmen zweier Verfassungsviertelstunden im Juli 2025 den Fragen der Schüler. Während der ersten 45 Minuten mit kaufmännischen Klassen erkundigten sich die Auszubildenden unter anderem nach terroristischen Anschlägen, Windrädern, Power-to-gas sowie Solaranlagen.

Die gewerblichen Azubis der zweiten 45 Minuten führten hingegen tiefe Diskussionen über Brennstoffzellen, Fusionsenergie und KI im Berufsalltag. Einen großen Raum nahm zudem die einseitige Zuspitzung der AfD in Sozialen Medien ein. Diese Partei nützt dabei die kurze Aufmerksamkeitsspanne der Benutzer dieser Plattformen, um ihre einseitigen Botschaften zu platzieren.

Preidl überzeugte die Azubis mit sehr guten Fachkenntnissen, die er gut verständlich darlegte. So entstanden interessante und lebhafte Diskussionen.

Lesung von Gerda Stauner – Eine oberpfälzer Familiensaga

Gerda Stauner thematisiert in ihren Romanen vor allem vordemokratische Zeiten. Sie schreibt dabei nicht über die gesellschaftliche Elite, wie etwa Thomas Mann in „Buddenbrooks“. Stattdessen werden bei ihr die Sorgen und Nöte kleiner Leute aus den ländlichen Regionen der Oberpfalz geschildert, was nicht weniger interessant ist. Die Autorin betrachtet in ihren Romanen prägnante Vorkommnisse der letzten 150 Jahre und analysiert ein völlig anderes Wertesystem. So waren Zwangsheiraten durchaus üblich. Tiefe Einschnitte in diesem Zeitraum erfolgten durch den Bau der Eisenbahn, der Transportzeiten wesentlich verringerte, die Einführung des elektrischen Lichts und die Verwerfungen durch den 1. Weltkrieg, der viele verstümmelte und traumatisierte Soldaten zurückließ. Der Wahnsinn des 2. Weltkriegs fließt ebenfalls in die Familiensaga ein, aber auch Vertreibungen von tausenden durch die Amerikaner, als der Truppenübungsplatz Hohenfels geschaffen wurde. Die teilnehmenden Schüler aus den Berufsgruppen der Industriekaufleute und Kaufleute für Büromanagement lauschten entsprechend gebannt dem Vortrag und diskutierten zum Abschluss mit der Autorin.

Demokratie contra Diktatur

Auch die zweite Fachkonferenz PuG widmete sich der Demokratie, diesmal im Systemwettstreit zur Diktatur. Die Veranstaltung ermöglichte die Hanns-Seidel-Stiftung. Der ehemalige Pressesprecher der EVP-Fraktion des EU-Parlaments Michael G. Möhnle stellte dabei vor, wie Russlands Krieg gegen die Ukraine und Chinas Drang an die Weltspitze sowie Trumps „America-First-Politik“ die alte Sicherheitsordnung zerstört. Die EU sieht sich bereits mit einem hybriden Krieg Russlands konfrontiert, das unter anderem mit Hackerangriffen, der Zerstörung von Datenkabeln, der Störung von GPS-Signalen, mit Desinformationskampagnen und der Finanzierung von Russland nahestehenden Parteien Europa angreift. Gleichzeitig befinden sich Demokratien auf dem Rückzug, während Diktaturen von der Situation profitieren. Demokratien müssen sich weltweit besser koordinieren, stärken und verteidigen. Mit einer gemeinsamen Verteidigungspolitik, mit Hilfeleistungen für angegriffene Demokratien, wie der Ukraine, und mit ihren offensiv dargestellten Tugenden, wie der Pressefreiheit, der individuellen Freiheit insgesamt oder der Rechtsstaatlichkeit, kann sie der systemischen Herausforderung Xi Jinpings digitaler Diktatur widerstehen, die autokratische Staatenlenker bereits zu kopieren beginnen.

EU on tour

Im Eingangsfoyer der Berufsschule zeigte im Juli 2025 die Ausstellung "EU-on-tour" auf 6 Roll-Ups zentrale Inhalte der EU. Es wurden unter anderem folgende Fragen thematisiert:
 

  • Warum eine EU?
  • Das Europäische Parlament
  • Die Europäische Kommission
  • Was macht die EU?

In einem Quiz konnten die Schüler abschließend ihre neuen Kenntnisse überprüfen. Veranstaltungen zu Europa sind für uns als Europa-Berufsschule Weiden verpflichtend.

OVIGO-Theater zeigt "SAD-88" - ein rechtsextremer, rassistischer Brandanschlag 1988 in Schwandorf

Anfang Mai gastierte das OVIGO-Theater mit dem Stück „SAD-88“ in unserer Schule. Kurz vor dem 80. Jahrestag der Kapitulation Nazideutschlands thematisierte die Aufführung den ersten rassistischen Brandanschlag durch einen stadtbekannten Neonazi in Schwandorf, der sich dort schon im Dezember 1988 ereignet hatte. Die zwei Schauspieler Florian Wein und Lisamarie Berger skizzierten die Persönlichkeit des rechtsextremen Täters, beschrieben die ahnungslosen Opfer der kriminellen Tat, zitierten aus Gerichtsakten, kritisierten, wie lange sich Schwandorfer Politiker sich verweigerten, dem Verbrechen würdevoll zu gedenken und spannten den Bogen zu zahlreichen, weiteren rechtsextremen Anschlägen, die die Bundesrepublik immer wieder erschütterten und erschüttern. Das düstere Bühnenbild sowie die souveränen Darsteller im Tatortschutzanzug der Polizei intensivierten den beklemmenden Eindruck der Darbietung, auch deshalb, da rechtsextreme Parteien zur Zeit stark an Zulauf gewinnen.

In den anschließenden Gesprächen der Lehrkräfte in den Klassen bestätigte sich diese Beobachtung. Die Schüler nutzten die Zeit, um das Erlebte aufzuarbeiten, die Symbolik zu deuten und den Bezug zur aktuellen politischen Situation herzustellen. Die Veranstaltung wurde durch das Bundesprogramm "Demokratie leben!" gefördert.